Rekrutierung und Widerstand von Queers – das Beispiel Schweden

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In diesem Artikel erklären wir unser Verständnis davon, wie Politik zu Gender, Sexualität und Krieg miteinander zusammen hängen. Wir werden auch von ein paar Aktionen berichten, die Ofog (ein antimilitaristisches Netzwerk) gegen die Teilnahme des schwedischen Militärs am letzten Pride-Festival (im August 2011) unternommen hat.

Wir sind beide aktiv in verschiedenen Bewegungen: Frieden, Feminismus, ohne Grenzen, und queer. Wir sehen diese Kämpfe nicht als separate Kämpfe an, sondern als Teil eines Kampfes. Zum Beispiel ist es nicht möglich, einen antimilitaristischen Kampf aufrecht zu erhalten, ohne gleichzeitig gegen Grenzen zu arbeiten: gegen nationalen Grenzen und auch gegen die zwischen „uns“ und „anderen“, da diese Grenzen Krieg und Militarisierung legitimieren und Voraussetzung dafür sind. Ein anderes Beispiel ist, dass Krieg und Militarismus von einer unterdrückerischen, kontrollierenden und rassistischen Gesellschaftsordnung abhängen und diese verstärken, was deutlich macht, wessen Leben es wert ist, verteidigt zu werden, und wessen nicht. Um die Beteiligung des schwedischen Militärs an Kriegen zu rechtfertigen, muss ein Feindbild des äußeren Feindes geschaffen und aufrecht erhalten werden. Außerdem muss ein vereintes „wir“ etabliert werden, wie in „wir, deren Leben es wert sind, verteidigt zu werden“.

Militarismus ist eine Ideologie, die im heterosexistischen System, das gesellschaftliche Normen für Gender/Geschlecht und Sexualität produziert, verwurzelt ist. Militarismus, wie auch die Gesellschaft als Ganzes, basieren auf der Konstruktion und Annahme von zwei gegensätzlichen Geschlechtern; eines, dass beschützt werden muss (weiblich), und eines, dass beschützt (männlich), und deren gegenseitige Abhängigkeit und Attraktion. Militarismus definiert Männlichkeit als machtvoll und aggressiv, und Weiblichkeit als demütig und passiv, und reproduziert so die Konstruktion von Gender/Geschlecht. Heterosexismus beinhaltet außerdem die Annahme, dass jede/r (oder zumindest die meisten Menschen) heterosexuell ist, und das heterosexuelle Beziehungen 'normal' und daher besser sind. Diese Annahmen und Vorurteile zu Gender/Geschlecht und Sexualität wurden genutzt, und werden es noch immer, um lesbische, schwule, bisexuelle und transgender-Menschen, die die Legitimität dieser Norm anzweifeln, zu marginalisieren, diskriminieren und kriminalisieren. Wenn Regierungen Krieg zur Priorität machen und die Abhängigkeit vom Militär steigern, dann stärken sie auch eine heterosexistische, patriarchale Kultur und intensivieren die Stigmatisierung derjenigen, die diese Kultur anzweifeln.

Für uns war es daher selbstverständlich, dass wir uns einmischen, als die schwedischen Streitkräfte sich im letzten Sommer am Pride-Festival beteiligten. Sie nahmen am Pride-Festival mit dem Slogan „Offenheit – Teil unserer Realität“ teil. Das war Teil ihrer Rekrutierungskampagne „Willkommen zu unserer Realität“, mit der sich das Militär als herausfordernder, interessanter, und offener Arbeitsplatz anpreist. Am Rekrutierungszelt der Streitkräfte im „Pride-Park“ machten wir ein „die-in“ mit einem Transparent mit der Aufschrift „Eure Realität tötet“. Mit dieser Aktion wollten wir zeigen, was deren Realität wirklich bedeutet: Krieg und Tod, und dass die Realität von Militäreinsätzen auf Gewalt und der Drohung mit Gewalt beruht. Unser Aktion war sehr effektiv, und wir blockierten deren Zelt für mehrere Stunden.

In der Pride-Parade, die das Pride-Festival abschloss, marschierte auch die Organisation der lesbischen, schwulen, bisexuellen und transgender-SoldatInnen, in Militäruniformen, mit einem grossen LKW und dem Slogan „Offenheit – Teil unserer Realität“. Wir gingen während der gesamten Parade neben ihnen her mit Sprechblasen, die sagten:

"Meine Arbeit tötet",
"Ich bin beim Morden genauso gut, wie heterosexuelle Soldaten" und
"Ich marschiere hier in Verteidigung meiner Menschenrechte, während es meine Arbeit ist, die Menschenrechte anderer Menschen zu verletzen".
Auf unsere Frage an das Militär zum Ziel ihrer Teilnahme am Pride-Festival erhielten wir keine Antwort. Doch für uns ist das Ziel der Teilnahme am Pride-Festival eindeutig: die Legitimierung und Verschleierung ihrer kriegerischen Aktivitäten und von Tod durch die Darstellung des Militärs als Förderer von Menschenrechten und als Institution, die jeder und jedem offen steht (einschließlich lesbischer, schwuler, bisexueller und transgender Menschen).

Während die Gesellschaft mehr und mehr militarisiert wird wächst die Akzeptanz für die Repression von DissidentInnen und von Menschen, die den sozialen Normen nicht folgen. Das gilt sowohl für die Regionen, in denen Krieg geführt wird, wie auch für die, von denen er aus geht. Lesbische, schwule, bisexuelle und Transgender-Menschen und andere in der Gesellschaft marginalisierte Gruppen sind unter den ersten, die in einem Klima der Militarisierung, der Gewalt und der Angst der Gefahr von Gewalt und Misshandlung ausgesetzt sind. Daher ist es fundamental, dass wir unseren Kampf gegen Krieg und Militarisierung fortsetzen, und als Teil dessen es dem Militär nicht erlauben, Kämpfe, bei denen es um Menschenrechte für alle gehen sollte, zu instrumentalisieren. Die Kämpfe gegen unterdrückerische Strukturen basierend auf Gender/Geschlecht und Sexualität sind unabdingbar im Kampf gegen Militarisierung. Daher müssen wir auch weiterhin gegen Heterosexismus, Transphobia und Patriarchat arbeiten, innerhalb unserer eigenen Bewegungen wie auch in der Gesellschaft als Ganzes.

Cattis Laska und Hanns Molander
Ofog – direkte aktion für Frieden

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