The Broken Rifle, 92

Editorial

Gegen die Militarisierung der Jugend ist das Thema dieser Ausgabe des Zerbrochenen Gewehrs, gerade rechtzeitig für unsere internationale Fachtagung mit dem gleichen Titel. Wie ich in einem Gastkommentar in Peace News bereits 2002 schrieb, um effektiv zu arbeiten ist es wichtig, dass wir unseren Feind kennen, und wissen, war er tut. Mit Feind meine ich das Militär, und ich nenne das Militär ganz bewusst unseren Feind, in dem Wissen, dass in gewaltfreien Kreisen wir eigentlich keine Feinde haben sollten. Doch die Institution Militär ist nicht einfach nur ein Gegner - jemand, mit dem man Dinge diskutieren kann, den man vielleicht gar überzeugen und verändern kann - sie ist eine Struktur, die auf Gewalt basiert, etwas, dass wir nicht nur verändern wollen, sondern dass wir vollständig los werden wollen. Das heisst wenn wir gegen die Militarisierung mit einem Schwerpunkt auf die Jugend arbeiten, dann ist es zuerst wichtig zu analysieren, wie Militarisierung in verrschiedenen Gesellschaften funktioniert, welche Mechanismen wirken, und wie sie mit anderen Machtstrukturen, wie z.B. dem Staat, Patriarchat und Heterosexismus zusammen hängt. Mit dieser Ausgabe des Zerbrochenen Gewehr können wir nicht mehr erreichen als etwas Inspiration anzubieten - 12 Seiten reichen für eine umfassende Analyse nicht aus - und ebenfalls einige Beispiele von Widerstand vorstellen. Es gibt aber in dem Tagungsreader, den wir für unsere Fachtagung erstellt haben, weitere Informationen, und wir laden dazu ein, diese zu lesen: http://wri-irg.org/de/militarisierungderjugend/DarmstadtReader. Widerstand gegen Militarisierung bildet den Kern unserer antimilitaristischen Arbeit. Dabei ist es wichtig, dass wir unsere Erfahrungen austauschen und voneinander lernen - aber auch uns herausfordern zu unseren unterschiedlichen Ansätzen und politischen Perspektiven. Als antimilitaristisches Netzwerk kommen wir aus unterschiedlichen politischen Perspektiven und Kulturen, was es unabdingbar macht, dass wir unterschiedliche Herangehensweisen entwickeln. Das kann eine Stärke sein, wenn wir Unterschiede als wertvoll ansehen, und miteinander eine kritische Debatte führen, die auf gegenseitigem Respekt basiert. Militarisierung heisst, alle und alles gleich zu machen - unser Widerstand braucht Vielfalt und Kreativität.

Andreas Speck

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