Die Gewalt, der Militärdienst und das Bildungssystem in Chile

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Dan Contreras

Foto: Studenten eines Colleges in Tucapel, Zentralchile, die 2010 in einer Armeeband marschieren, um 200 Jahre chilenische Unabhängigkeit zu zelebrieren. Ähnliche Märsche fanden in fast allen Teilen Chiles statt (Quelle - Claudio Jofré Larenas)

Wenn wir Militarisierung und Jugend in Chile in Verbindung bringen, müssen wir notwendigerweise zurückschauen und uns an die Hunderte von Jahren Militarismus in der Geschichte dieser Region erinnern: gewaltsame Landbesetzungen durch europäische Kolonien, Konstruktion von „Helden des Vaterlandes“ als Motivationsachsen des Patriotismus, Gesetzgebung zur Ausbildung von Soldaten durch Zwangsverpflichtung, exponentielle Militärausgaben angesichts der Reduzierung der Sozialausgaben und Einführung militärischer Praktiken in den zivilen Schulen, dies nur unter anderen Ausdrucksformen. Alle diese Spitzen richteten sich gegen die wirtschaftlich verletzliche, aber in politischer Hinsicht potenziell starke Bevölkerungsgruppe: die Kinder und Jugendlichen dieses Landes. Die Verletzlichkeit dieses Teils der Bevölkerung erlaubt, dass man die Militarisierung bequem einrichten und her mögliche Widerstandsherde gegen sie neutralisieren kann.

In der Gegenwart fügt sich der Militarismus durch drei Problemstellungen in die Gesellschaft ein:

  1. Erzeugung faktischer Gewalt, beispielhaft an dem, was im Süden des Landes gegen das Volk der Mapuche passiert
  2. Ein Handeln geschützt von der Legalität und dem Zwangscharakter des Militärdienstes, der direkt die jungen Männer betrifft

  3. Aufbau imaginärer Bilder über die formale Bildung

Diese drei Problemstellungen, einige von mittelfristig, einige langfristig, ergänzen einander, aber werden auch einzeln betont, je nach den besonderen Zielen des Staates und seines bewaffneten Armes.

Militarisierung des Landes und maßlose Gewalt auf dem Mapuche-Territorium

Während dieser Artikel geschrieben wurde, wurde der Sitz von UNICEV, Organ der Vereinten Nationen, von Frauen und Müttern der Mapuche besetzt, als Protest gegen die Angriffe auf Jungen und Mädchen von Seiten der Polizei, geschehen beim Abriss und Interventionen auf indigenem Territorium. Dank der massenhaften Information konnten wir Jungen und Mädchen mit ihren blutüberströmten Körpern sehen, Ergebnis von Schrotkugeln, die von der Staatsgewalt verschossen wurden. Das Beklagenswerte ist, dass diese Information nicht direkt in die Fernsehkanäle, die Tageszeiten oder legalen Radiostationen gelangt, sondern in die alternativen und oftmals selbstverwalteten Medien, die der Logik des Widerstandes gegen Politikformen von Verbot und autoritärem Vorgehen entsprechen, ein idealer Schauplatz für die Entfesselung von Gewalt und Militarisierung.

Wenn die Belästigung des Volkes der Mapuche von Seiten des chilenischen Staates auch auf das 19. Jahrhundert zurückgeht, hat sie im Verlauf der Geschichte den Geist der Eroberung durch verschiedene Formen aufrechterhalten, wie zum Beispiel die Aneignung von Ländereien, den offenen Krieg und seit dem Ende der neunziger Jahre die Einebnung der Gemeinden. Der gemeinsame Punkt dieser kolonisatorischen Praktiken ist die territoriale Militarisierung und die maßlose Gewalt gegen die Mapuches gewesen, gerechtfertigt durch irgendein Ereignis oder speziellen Fakt, den der Staat als terroristischen Akt einstuft. Die Menge von Geschossen und Polizeikräften, die im Süden Chiles aufgeboten wurden, reflektieren ein Panorama, das von ferne gesehen ein Territorialkrieg zu sein scheint. Aber man muss verstehen, dass der Schauplatz einseitig vom chilenischen Staat konstruiert wurde; weggelassen wurden dabei die territorialen Ansprüche der Mapuches, der Respekt für die Kultur und wirksame Hilfe für die Erhaltung der althergebrachten Identität und der Anerkennung der Nation der Mapuche in Anerkennung ihrer Autonomie als Volk, die ihr gewaltsam genommen und die geleugnet wurde.

Alle diese Aktionen von Seiten des Staates haben eine einzige allmächtige Mutter: die wirtschaftliche Gewalt, die im Einklang mit dem herrschenden Modell eingesetzt wird. Das Land, das einzig und ausschließlich als Produktionsmittel genutzt wird, verliert imaginäre Elemente, die notwendig sind für das Überleben jeder Art von Kultur und geschichtlichem Gedächtnis. Dieses ist der permanente Kampf zwischen dem Volk der Mapuche und dem chilenischen Staat: auf der einen Seite ein Volk, das sich weigert, seine Vorfahren und seine Kultur zu vergessen und auf der anderen Seite ein Staat, der sich anstrengt, finanziellen Nutzen für die bereits Reichen zu erzeugen. So wie das gegeneinander steht, sind es zwei unterschiedliche Sprachen, und daher ist die Unfähigkeit der einen, die anderen zu verstehen, verständlich. Solange der eine dem anderen sich nicht gleich stellt, kann kein Übereinkommen möglich sein, und der einzige, der fähig ist, die Bedingungen des Dialogs gleich zu machen, ist der Staat aufgrund der Möglichkeiten, sein Interesse, in diesem Falle wirtschaftliche Interessen, auf ein anderes Gebiet zu bewegen oder sie in anderer Weise durchzusetzen. Konträr zu diesem Postulat spitzt sich der Konflikt als Produkt der Dummheit des Staates zu, der die ursprünglich den Mapuche gehörigen Länder an große Bergbaufirmen verkauft und die Verschlimmerung der Gewalt unter der Leitung der Polizeikräfte.

Die Nachteile sind nicht nur im Mapuche-Volk zu spüren gewesen, sondern bei allen, die in dem Gebiet wohnen. Nicht weniger bedeutsam ist, dass die Gegend von Araucania, das Gebiet, auf das wir uns beziehen, die ärmste Gegend von Chile ist mit einem Armutsanteil von 23 %.1 Die Paradoxie besteht darin, dass die Ankunft der großen Waldfirmen für die Region erhebliche Arbeitsgelegenheiten bedeuten sollte, besonders für nicht spezialisierte oder nicht ausgebildete Menschen. Was passierte stattdessen? Die Ausbeutungsindustrien nutzen moderne Maschinen, die von einem Minimum an Personen bedient werden können und so die Arbeitsmöglichkeiten noch verringern.

In Wirklichkeit sind die Rechtfertigungen für die Nutzung und Verwaltung der Ländereien von Seiten des Staates ähnlich wie die Argumente des Verkäufers eines Produktes: Das „Objekt“ funktioniere, es sei nützlich für alle, es sei nachhaltig, etc. Der Unterschied ist, dass man, wenn man Reklamationen gegen einen Verkäufer hätte, dasjenige, was man eingebracht hat, im Gegenzug zu diesem „Produkt“ zurückbekommen könnte, aber im Falle des Staates löst sich die Reklamation in Luft auf und man erhält im Gegenzug Gewalt.

Wenn also der chilenische Staat mit der Gewalt angefangen hat, so waren einige der Demonstrationen von Seiten der jungen Leute gewalttätig, was einen ungerechten und für die Gemeinden fatalen Teufelskreis in Gang gesetzt hat, mit dem Ergebnis der Verletzung der Menschenrechte, des Todes von Mitgliedern der Mapuche-Gemeinde, der Verhaftung von Gemeindeleitern, unter anderen Nachteilen.

Während der Sitz der UNICEF besetzt wurde, trafen sich im Süden Chiles Vertreter des Staates und Vertreter der Polizei, um einen sogenannten „Sicherheitsgipfel“ zu eröffnen. Dort sollten die Ideen sprießen, wie man sich den Gruppen, hauptsächlich von jungen gewalttätigen Menschen der Mapuche widersetzt. Anscheinend erwägt der neue Schachzug die Militarisierung als Antwort auf den Konflikt. Es handelt sich nicht darum, den Konflikt durch Politik der Teilhabe zu lösen, das heißt durch Dialog und Austausch. Die Zukunft bleibt weiterhin der Vergangenheit in dieser Zone sehr ähnlich: Leiden von Mapuche und Winkas (Chilenisch, in der Sprache der Mapudungun) und Geschichtsschreibung mit Blut und Feuer.

Militärdienst: Verpflichtend

Chile hat eine Rekrutierungsquote, die die Streitkräfte mit freiwilligen Rekruten füllen wollen, und wenn nötig durch Zwangsrekrutierung per Los. Die Mehrheit der Gemusterten ist im Heer. Zu einem bestimmten Datum im Jahr beginnt man in den öffentlichen Räumen und in den Kommunikationsmedien das Propagandabombardement zu spüren, das auf den militärischen Pflichtdienst anspielt. Die Bilder, die genutzt werden, um Reklame für den Militärdienst zu machen, sind zum Beispiel eine Gruppe von jungen Männern, die sehr aufmerksam ihrem Ausbilder lauschen, und eine Gruppe von Soldaten, die als Fallschirmspringer aus einem Hubschrauber springen und damit zeigen, wie spannend es ist, diese Uniform zu tragen. Im Radio hört man einen Dialog zweier Männer, die sich mit einem mechanischen Problem an dem Auto von einem von ihnen beschäftigen, das der andere dann löst als Ergebnis der Unterweisung, die man ihm während des Militärdienstes gegeben hat. Auf den ersten Blick scheinen das keine sehr neuartigen Werbespots zu sein, aber man sieht durchaus eine starke wirtschaftliche Investition bei ihrer Herstellung und Verbreitung, außerdem dass sie ihr hauptsächliches Ziel erreichen, die Freiwilligkeit junger Männer, die im Alter sind, den Militärdienst abzuleisten.

Der Militärdienst in Chile formalisiert sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts als solcher, die Bildung einer regelrechten Körperschaft von Menschen, die im Fall des Eintritts in einen bewaffneten Konflikt gegen einen äußeren und internen Feind verfügbar sind und die grundlegende Kenntnisse im Gebrauch von Waffen und dem Funktionieren des militärischen Standes haben. Uns bleibt kein Zweifel in Bezug auf den inneren Feind des Staates während der Machtübernahme durch Pinochet im Jahre 1973 und zu Beginn der 80-er Jahre. Die Notwendigkeit, eine zivile Körperschaft zu haben, aber mit einer Art von militärischer Ausbildung, bedeutet quantitativ die Menge von Personen zu vergrößern, die in einen kriegerischen Konflikt verwickelt sind, aber die Möglichkeiten der Verluste von Soldaten durch Vervollkommnung oder höheren Grad an einer Etappe des Konfliktes zu verringern.

In den Anfängen des Militärdienstes ergab sich die Wehrpflicht als Ergebnis der Tatsache, dass die Landbesitzer nach Gutdünken ihren Bauern befahlen, in den Streitkräften zu dienen. In dieser Weise erhielten die Landbesitzer eine disziplinierte Arbeiterschaft, mit Fähigkeiten wie der Handhabung von Waffen, um ihre Eigentümer zu verteidigen.

Gegenwärtig existiert die Unterwerfung in anderer Form. Die sozialen Bedingungen, die dem kapitalistischen System und dem neoliberalen Modell eigen sind, haben die jungen Männer der unteren sozialen Schichten geprägt. Der Mangel an Arbeitsgelegenheiten und der soziale Ausschluss als Produkt des chilenischen Bildungsmodells haben ein Szenario erzeugt, das die Armee sehr gebrauchen konnte, indem sie eine „imaginäre Welt“ schuf, voller Möglichkeiten, wie zum Beispiel seine Sekundarausbildung zu beenden oder die Befähigung für die Arbeitswelt durch eine baldige Wiedereingliederung in die zivile Welt. In Anbetracht der Tatsache, dass ein bedeutender Prozentsatz junger Menschen in Chile ihre Sekundarausbildung nicht beendet und dass die Jugendarbeitslosigkeit keine Kleinigkeit ist, sehen die jungen Männer die Wehrpflicht als eine wirkliche Gelegenheit aufzusteigen.

Wie aber sieht die Realität aus? In erster Linie denkt der Militärdienst an junge Männer zwischen 17 und 18 Jahren, das heißt junge Männer, die voll im Schulleben stehen. In Chile ist laut Verfassung die Sekundarausbildung verpflichtend, also ist die Armee vom Gesetz her verpflichtet, kasernierten Jugendlichen Schulbildung anzubieten. Auf der anderen Seite übersetzen sich die Arbeitsfähigkeiten in der Armee in routinierte Dienste, notwendig für jede Kaserne, die für die Besuche hoher Armeechargen und für das tägliche Funktionieren in einem guten Zustand sein soll: Gartenarbeit, um den Rasen der Kaserne zu bewässern, Friseurdienste, um den rekrutierten Soldaten die Haare zu schneiden, Küche, um die Bewohner des Geländes zu bekochen, und so könnten wir eine lange Liste aufführen, die uns zeigt, dass die Befähigungen sich übersetzen in die Beschneidung des Budgets bei der Beschäftigung Außenstehender zur Ausübung dieser Berufe, wobei man sich auf die rekrutierten Soldaten stützt, um diese Aufgaben durchzuführen, was keine Bezahlung für diese Arbeit bedeutet. Betreffs der Wiedereingliederung in Arbeit haben wir keine genauen Zahlen noch irgendein Beispiel, abgesehen von der teilweisen Wahrnehmung, dass dieses Versprechen nicht eingehalten wird und dass sich die Armee mit dem Hinweis rechtfertigt, die Wiedereingliederung bestehe in Wirklichkeit in der Möglichkeit, die Militärkarriere einzuschlagen, wobei diejenigen, die den Wehrdienst leisten, leichter in die Militärschulen aufgenommen werden

Der Militärdienst in Chile war von zwei wichtigen Elementen bestimmt. Das erste datiert von lange her, während das zweite in diesen letzten Jahrzehnten auftauchte, wir beziehen uns auf den Zwang zum Wehrdienst und in zweiter Linie auf die Professionalisierung des Heeres. Es erweckt Aufmerksamkeit, dass beim Vergleich der wirtschaftlichen und politischen Lage Chiles mit anderen Ländern diese den Militärdienst freiwillig gemacht oder ihn schlichtweg haben verschwinden lassen hinter der neuen Figur des Berufssoldaten. Chiles Streitkräfte haben vom Jahre 2000 ab ihre Kräfte orientiert, damit die Figur des Berufssoldaten erscheine, aber die Wehrpflicht ist vollständig unvereinbar mit der Professionalisierung der Rekrutierten. In anderen Worten, die Option des chilenischen Staates ist es, weiterhin eine uniformierte Zwangskörperschaft statt einer freiwilligen und spezialisierten Ausbildungsstätte zu haben. Diese Option besteht in unserem Urteil hauptsächlich deshalb, weil die Vorteile, rekrutierte Soldaten zu haben, weiter größer sind als die von Berufssoldaten.

Gegenwärtig wird der Zwang zum Militärdienst nicht auf den ersten Blick bemerkt, da die Einschreibung automatisch ist, das heißt die Armee rechnet mit dem Instrument der Einschreibung der jungen Männer, während die Gesetzgebung erlaubt, dass die persönlichen Daten der möglichen zu Kasernierenden vom zivilen „Register der nationalen Identifikation“ zur Armee gelangen. Das geschieht seit 2006. Gegenwärtig gibt es 21.000 Freiwillige, von denen 11.000 den Militärdienst dieses Jahres ableisten, was bedeutet, dass das Losverfahren nicht angewendet werden muss. Wir können diese Zahlen nicht in Frage stellen, aber wir können relevante Informationen hinzufügen. Darauf hinweisen, zum Beispiel, dass die Daten für freiwillige Einschreibung zum Militärdienst für die Männer in diesen zwei letzten Jahren modifiziert wurden, indem die Frist verlängert wurde. Die Armee musste zu dieser Maßnahme Zuflucht nehmen und dazu, eine zweite Werbekampagne zu starten, damit die Zahlen von Freiwilligen erfüllt wurden. Warum geschah das? Die Verantwortung ist nicht nur gebunden an direkte Aktionen gegen den Militärdienst, sondern eher an die Bewegung der Sekundarschüler, die die chilenische Regierung herausforderten. Die Reaktion gegen die Ausbildung für den Markt von Seiten der Jugendlichen führte dazu, dass die Reflexion sich auf andere Aktionen ausbreitete, die gegen ihre Freiheit gerichtet sind, wie die Zugehörigkeit zur Armee.

Der militärische Zwangsdienst ist kein Thema im Zentrum der nationalen Debatte. Seit Jahren ist er es nicht mehr, aber das Szenarium von Demonstrationen Jugendlicher gegen einige grundlegende Rechte hat erlaubt, dass die Militärinstitution Schläge einstecken musste. Wie wir oben erwähnt haben, war die Reaktion von Seiten der Armee unmittelbar: Verlängerung der Einschreibefrist für Freiwillige und eine starke zweite Werbekampagne. Wir werden sehen, wie die antimilitaristischen und lokalen KDV-Gruppen darauf reagieren werden.

Militärische Indoktrinierung in den Schulen

In den Lehrprogrammen, die vom Bildungsministerium ausgegeben werden, wird in ausdrücklicher Weise eine gewisse Dichotomie erzeugt: Auf der einen Seite ist es orientiert auf die Stärkung der zivilen Bildung und der Reflexion der abstoßenden Tatsachen der Geschichte, die von Armeen und Militärs verübt wurden (Holocaust der Nazis, Abwurf von Atombomben etc.), aber auf der andern Seite übt es keine Kritik am örtlichen Militarismus, im Gegenteil werden die Militärs zu Helden verklärt und man beschreibt die kriegerischen „Siege“ des Landes, fördert den Patriotismus und die Fremdenfeindlichkeit. Es ist gut bekannt, dass wahrscheinlich alle modernen Staaten durch militärische oder zivile Kriege aufgebaut worden sind. Vergessen wird die Truppe: Einige Individuen werden zu sogenannten „Helden“ synthetisiert. Das hat nichts damit zu tun, ob das Land entwickelt oder ein Dritte-Welt-Land ist, sondern eher mit der Konstruktion der Figur des „Staates“. Es können viele Jahre vergehen, aber man muss die Figuren aufrechterhalten, die das Land geprägt haben, um so weiter seine Existenz und die seiner Institutionen zu rechtfertigen.

Damit können wir schließen, dass die Militarisierung weiter geht als Waffen und Kasernen mit dem Zweck, etwas zu schützen, sondern das ist auch die Wiege von Figuren, die andere Institutionen oder kulturelle Konstruktionen rechtfertigen. Der Militarismus ist nicht nur eine Institution, sondern auch ein ontologisches Problem. Die theoretische Betrachtung des Militarismus, die ihn als natürlich und unhinterfragbar zeigt, führt dazu, dass Jugendliche, Mädchen und Jungen jede militärische Intervention als „normal“ ansehen und dass die konstruierten Diskurse die gültigen sind. Ein klares Beispiel dafür ist das, was mit „Terrorismus“ verbunden wird. Die Jungen und Mädchen bringen den Terrorismus mit islamischen Gruppen in Verbindung mit Al Qaida oder mit Usama Bin Laden, was das Konzept selbst beiseite lässt. Die Annahme potenziert sich durch Zeremonien an Gedenktagen für die Armee, bei denen die Colleges ihren Klassen freigeben, um die Ereignisse zu feiern, sie in Militärkleidung kleiden, künstlerische Aktivitäten um das Datum herum anregen, aber keine Gelegenheiten zur Reflexion anbieten, die die Infragestellung des Bellizismus vertiefen würden. 

Außerdem werden im Schulalltag Praktiken erzeugt, die in den Kasernen entstanden sind, aber sich schon vor langer Zeit in zivilen Räumen eingenistet haben: pseudo-militärische Brigaden, die in der Freizeit auf Ordnung achten, das heißt Schul-„Polizisten“, Gruppen für Militärmusik, Uniform und Protokoll von einer Ordnung, die der der Militärschulen sehr ähnelt (kurzes Haar, blank geputzte Schuhe, Abzeichen auf dem Revers, etc.) und andere Praktiken, die die SchülerInnen ihre gesamten Schulzeit hindurch begleiten.

Der einzige Widerstand, der geschaffen worden ist, war aufgrund der Konjunktur, von der wir vorher gesprochen haben, die Mobilisierungen der Sekundarschüler. Die Verteidigung der Jugendlichen hat sich gewandelt in etwas, das über Reformen, Gesetze oder Verfassungsänderungen hinausgeht, sondern auch damit zu tun hat, wie man den Prozess der formellen Bildung erlebt.

Die chilenischen Militärs wissen sehr gut, dass ihre Position privilegiert ist und von breiten Sektoren des Landes verbürgt wird. Doch in diesen letzten Jahren ist die Angst gewachsen, dass die Jugendlichen radikale Änderungen in der Gesellschaft erzeugen und neuen, libertären, nicht autoritären und gerechten Formen des Zusammenlebens den Weg bereiten. Ein solches Szenarium würde die Militärkräfte aller Macht berauben und also einige kulturelle Konstruktionen ändern, die seit der Schaffung des chilenischen Staates bestehen.

1 www.pnud.cl/areas/ReduccionPobreza/datos-pobreza-en-Chile.asp (visto el 11 abril de 2013)

http://www.wri-irg.org/de/node/23466

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